Stein im Schuh
Ich will einzigartig sein.
Fühle mich auch so.
Doch ab und zu,
da beschleicht mich ein Gefühl.
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Seit ich denken kann,
wollte ich Superheld werden.
Menschen retten.
Eine schöne Frau küssen.
Superkräfte halt.
Groß und stark,
beliebt und charismatisch.
Ja, dass wollte ich.
Eigentlich will ich es immer noch.
Doch ab und zu,
da beschleicht mich ein Gefühl.
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Jeden Tag will ich mich trauen.
Komfortzone verlassen.
Proaktiv sein.
Müll von der Straße aufheben.
Die Tür dem Nachfolgenden aufhalten.
Jemand Fremdes ansprechen.
Einen schwierigen Anruf tätigen.
Übung macht den Meister.
Ich bin schon ziemlich gut.
Doch ab und zu,
das beschleicht mich ein Gefühl.
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Tage, an denen ich mich aussprechen will.
An denen ich so viel fühle, dass ich nicht weiß,
was ich fühle.
Will darüber sprechen.
Fange an, doch bin kraftlos.
Letzter Tropfen.
Wasserfall.
Da ist wieder, dieses Gefühl.
Wenn ich es nur beschreiben könnte...
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Ist wie, mit dem Auto durch die Pfütze fahrn'.
Ich steh am Bürgersteig.
Ist wie, das entscheidende Spiel gewinnen.
Ich bin krank.
Ist wie, nach der Hand des Dates greifen und ihr tief in die Augen schauen.
Ich sitz am Nachbartisch.
Ist wie, nach Hause kommen und sich aufs Essen freuen.
Mein Kühlschrank ist leer.
Ist wie, von der Tribüne angefeuert werden.
Mein Job ist, Brezeln verkaufen.
Ist wie, ein weltbewegendes Gedicht schreiben.
Mein Kopf ist leer.
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Das Gefühl.
Dass ab und zu da ist.
Und wieder geht.
Abdrücke auf der Scheibe.
Kann klar sehen.
Aber etwas stört.
Eingeschlaferner kleiner Finger.
Hand packt noch zu.
Aber etwas stört.
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Das Gefühl.
Nenne es ab jetzt:
Stein-im-Schuh-Gefühl.
Kann gehen.
Kann laufen.
Stört trotzdem.
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Kind hat einen Namen.
Ich kann es nun ansprechen.
Und vielleicht antwortet es mir beim nächsten Mal,
und erzählt mir,
wo es drückt.