Nicht in Stein gemeißelt
Ich höre viel.
Spreche viel.
Sehe viel.
Mit vielen Menschen.
Über viele Themen.
An vielen Orten.
Was auch immer ich höre, sage, sehe,
es ist nicht meins.
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Gedanken, die ich habe.
Wörter, die ich sage.
Ideen, die ich kreiere.
Sind nicht meine.
Ich habe sie gestohlen.
Gestohlen von meinen Idolen.
Meinen Helden.
Helden der Kindheit und Helden des Alltags.
Die meine Welt retten, wenn ich sie brauche.
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Bin ein Puzzlespiel.
Eine Mischung aus vielen einzelnen Teilen.
Je mehr ich mache,
je mehr ich kann,
je mehr ich höre, sage, sehe,
desto mehr Teile werden aus mir.
Immer komplexer, immer verwobener.
Hier ein Teil, dort ein Teil.
Doch von Zeit zu Zeit passiert es...
Und es macht mich traurig.
Denn es wirft mich zurück.
So ist mein Gefühl.
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Plötzlich fällt mein Puzzle auseinander.
In alle Einzelteile.
Da bin ich nun.
Zerteilt.
Einziges Fundament der Boden auf dem ich liege.
Manchmal am Boden zerstört.
Manchmal bodenlos traurig.
Weil ich ein Chaos bin.
Nichts zum Bewundern.
Kein Bild zu betrachten.
Und am meisten schmerzt es mich selbst.
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Sicherlich sehe ich den Sinn.
Die Natur hinter der Tragikomödie.
Je mehr Puzzleteile hinzukommen,
desto enger wird der Platz.
Desto weniger Teile passen hinein.
Dann kommt der Zeitpunkt,
wo alles neu geordnet,
neu ausgerichtet,
angepasst werden muss.
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Habe halt nur das Gefühl,
dass die Phase "Neusortierung" schon ewig anhält.
Und erreiche ich einen Punkt,
an dem ich denke, dass ich weitergehen kann,
mehr Puzzlestücke erschaffen kann,
fällt alles wieder auseinander.
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Menschen reden oft davon,
dass sie nach dem fehlenden Stück suchen.
Das, welches die Lücke(n) füllt.
Ich glaube, dass ich nie danach suchen werden.
Denn dann wäre mein Puzzle ja komplett.
Was für einen Sinn hätte mein Leben dann?
Ich möchte ein Kunstwerk von Leben kreieren.
Viele Mosaike.
Aber alle gehören irgendwie zusammen.
Da gibt es nicht "das eine fehlende Stück".
Eher "die eine Ordnung", die das Bildim Glanz erstrahlen lässt.
Eine mögliche Zusammensetzung für diesen Zeitpunkt in meinem Leben.
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Wenngleich Leben Chaos ist,
glaube ich an die Ordnung im Gemälde, im Puzzle, im Mosaik.
Das Chaos sind für mich die einzelnen Teile.
Aber ich muss lernen, sie nach meinen Bedürfnissen zu richten.
Wenn "alles" auseinander fällt,
fühle ich mich schwach und machtlos.
Nutzlos, wertlos, klein und unbedeutend.
Dann bin ich am verletzlichsten.
Nichts desto trotz,
glaube ich daran, dass ich die Fähigkeit habe,
mein Puzzle zusammenzusetzen.
Jedes Mal aufs Neue.
Auf meine eigene Art und Weise.
Und mit dem, was ich stehle, weil es mein Puzzle manchmal rettet...
Warum sonst bin ich hier?